Exkursion zum Goethe-Haus nach Frankfurt

28.04.2017

Exkursion zum Goethe-Haus nach Frankfurt

Häufig fällt es heutigen Schülerinnen und Schülern, die „Meister/innen“ der kurzen und prägnanten Kommunikation per SMS oder whatsapp sind, schwer, sich noch für die Vertreter der literarischen Klassik zu begeistern: die Sprache zu „verschroben“, die Themen unendlich fern und die literarischen Formen zu antiquiert und „langsam“. Wie gut ist es da, dass hessische Schülerinnen und Schüler es nicht weit haben, um sich einen lebendigen Eindruck vom Alltag und der Lebensweise eines der bekanntesten Dichter der deutschen Klassik zu verschaffen! So unternahm die Klasse R 10.2 der Konrad Duden Schule am 9. März 2017 eine Exkursion ins weltbekannte Goethe-Haus nach Frankfurt, das die Schülerinnen und Schüler bis dahin nur vom Hörensagen kannten. Ausgestattet mit genügend Lexikonwissen und biografischen Details zur Person des Dichters und einer Portion „Ausflugsstimmung“ nahmen die Schülerinnen und Schüler die Zugfahrt auf sich und betraten dann am späten Vormittag tatsächlich das Geburtshaus des „Dichterfürsten“, wie einige ihn selbst leicht spöttisch nannten. Überraschend still, konzentriert und langsam ließen die Schülerinnen und Schüler dann die zahlreichen Eindrücke auf sich wirken: Gerüche, Farben, Bilder, Einrichtungsgegenstände, Musikinstrumente - alles versetzte die sonst so aktiven und dynamischen Besucher in einen Zustand der ungewohnten Kontemplation und des entspannten Eintauchens in eine Welt, die im Vergleich zu ihrer eigenen so frei von Technik und Tempo war, und dennoch um dieselben Themen kreiste: Freundschaft und Liebe, Vertrauen und Ehre („Respekt“), Glück und Streben nach Höherem („Mehr“). Beschäftigt uns das nicht heute genauso wie Goethe und seine Zeitgenossen? Das Haus tat jedenfalls seine Wirkung: Da waren blaue, gelbe und rote Zimmer, alle festlich, vornehm und mit eigener Atmosphäre, schön anzusehen und dennoch früher einmal kein Museum, sondern die durchaus kleine und begrenzte reale Lebenswelt des jungen Goethe. So mancher Schüler fragte sich wohl, wie Goethe aus dieser behüteten Welt den Sprung zu seinen klassischen Dramen oder etwa dem Faust hatte unternehmen können. Die Mühen des Alltags etwa wurden in der Küche sichtbar mit ihrem offenen Herd und dem Wasserbrunnen - auch wenn es Bedienstete waren, die sich hier mühten, der Familie Goethe das Leben angenehm zu gestalten. Gleich „nebenan“ dann wieder ist das Selbstbewusstsein und der Stolz der Bürgerfamilie spürbar, das imposante Treppenhaus, die riesigen Schränke, die wertvollen Stoffe, Bilder und Musikinstrumente und natürlich die umfängliche Bibliothek, wo Goethe sicher seine ersten Anregungen erhalten hat. Nachdem die Schülerinnen und Schüler der R 10.2 die drei Etagen des Goethe-Hauses in ungewohnter Gemächlichkeit hatten auf sich wirken lassen und die Gerüche und Geräusche, die alten Materialien und die schönen Farben der Gemälde und Wandbemalungen aufgenommen hatten, verließen sie in seltener Stille schließlich den Ort. Sicher fällt es ihnen immer noch schwer, Goethes Werke zu lesen, aber eine lebendige Vorstellung davon, wie er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte, nahmen alle mit nach Hause. Dann ging es nach einer kurzen, frei verfügbaren Zeit, die viele Schülerinnen und Schüler nutzten, um über die Einkaufsmeilen zu flanieren, wieder mit dem Zug nach Hause. Schnell flog die Landschaft auf der Rückfahrt vorbei und die Handys jagten wieder ihre Nachrichten „in Echtzeit“ überall hin! Ob wohl jemand seine neuen Eindrücke verbreitete oder gar Goethe „googelte“?